Seit Monaten wird darüber diskutiert, ob die Seine in Paris tatsächlich sauber genug ist für die olympischen Schwimmbewerbe. 1,4 Milliarden Euro sind in den vergangenen Jahren in Kläranlagen und das Abwassersystem investiert worden, um die Wasserqualität zu verbessern. Der gewünschte Effekt ist nur bedingt eingetreten. Die Grenzwerte sind zeitweise immer noch überschritten. Vor den Open Water Bewerben kommt es wie schon bei den Triathlon-Bewerben erneut zu Diskussion. Der Einzel-Wettkampf der Männer musste da um einen Tag verschoben werden. Auch Schwimmtrainings der Triathleten wie auch jetzt der Open Water Schwimmer mussten zuletzt abgesagt werden. Mittwoch findet das erste nun doch statt. Sollten die Bedingungen in der Seine bis zu den Rennen nicht passen, könnte an die Wettkampfstätte der Ruderer ausgewichen werden. Eine endgültige Entscheidung dürfte da erst am Renntag fallen.
Wenn wir schwimmen müssen, dann werden wir schwimmen
Österreich ist im Open Water durch Felix Auböck und Jan Hercog vertreten. „Für mich ist der Start bei Olympia das Größte, was ich je erreicht habe. Es ist mein erster Olympiaauftritt und ich bin von den Gefühlen schon ein wenig übermannt. Das Flair und alles ringsherum macht schon einiges aus. Olympia wird seinem Ruf total gerecht“, so Hercog. „Geil ist das mit der Verschmutzung natürlich nicht. Aber wenn wir schwimmen müssen, dann werden wir schwimmen. Ganz einfach. Ich habe das schon öfters gesagt, mir kann auch das rechte Bein abfaulen. Ich würde schwimmen.“ Etwas kritischer sieht das Felix Auböck: „Ich mache mir schon Sorgen. Es ist jetzt nicht so, dass ich sage, saugeil, mein Körper ist stark genug. Auf der einen Seite denke ich mir, krank möchte ich nicht werden. Es hat beim Triathlon ein oder zwei Sportler erwischt, was dann gut ausgegangen ist. Auf der anderen Seite hoffe ich, dass die Werte passen und wenn sie nicht stimmen, dass wir dann dort auch nicht schwimmen. Wenn sie zu hoch sind, schwimme ich lieber auf der Regattastrecke. Das ist ganz klar.“
Flachwasser wäre unfair für Open Water Spezialisten
Wenn der Bewerb auf die Regattastrecke stattfindet, wäre es natürlich ein komplett anderes Rennen, so Auböck. „Die Regattastrecke ist komplett flaches Wasser ohne Strömung. Da wären es dann ganz unterschiedliche Schwimmer, die für die Medaillen in Frage kommen. Weil es ganz andere Schwimmertypen sind. Und es wäre den Open Water Schwimmern gegenüber auch sehr fair, wenn es in der Seine stattfinden würde, weil dieses Rennen hier bei Olympia natürlich ihr absolutes Highlight ist. Die haben sich so darauf vorbereitet, dass es in einem Fluss stattfindet. Und es dann in einen See zu verlegen, das wäre natürlich schon eine große Änderung in letzter Sekunde.“
In der Seine gewinnt nicht der beste Schwimmer, sondern das beste Gsamtpaket
Jan Hercog würde auch das Rennen in der Seine vorziehen: „Ich sehe die Chancen von mir durch die Strömung und die Kälte in der Seine natürlich wesentlich grösser, als im Ententeich auf Beckenbedingungen. Weil in der Seine nicht der beste Schwimmer gewinnt, sondern das beste Gesamtpaket. Und da würden natürlich von beiden die Chancen steigen, weil wir beide nicht die schnellsten Schwimmer sind. Dass ich Goldmedaillenfavorit bin, würde ich jetzt nicht sagen. Aber ich hoffe natürlich, dass vielleicht ein Wunder kommt. Ich werde auf jeden Fall 150 Prozent geben. Und wenn ich im Ziel dann zusammenbrechen würde, ist das auch ok. Hauptsache, ich komme ins Ziel. Ich werde alles dafür geben, dass wir eventuell eine Medaille machen. Und ich denke, Felix sieht das genauso.“
Gesundheitlich geht es Auböck schon viel besser
Für Auböck ist das Rennen eine Zugabe, dass er bei den Olympischen Spielen noch ein Rennen haben darf. „Ich muss sagen, es geht mir schon viel besser. Ich habe schon vier oder fünf Tage gebraucht, bis ich wieder bei normalem Zustand war. Im Wasser geht es auch schon um einiges besser. Jeder Tag hilft. Es war echt ein Glück, dass die Bewerbe zeitlich so weit auseinander sind. Und ich freue mich jetzt auf Freitag, dass ich sagen kann, ich habe noch ein Rennen, bei dem ich gesund an den Start gehen kann. Ich weiß nicht, ob es die Topverfassung ist. Aber ich kann an den Start gehen und sagen, ich fühle mich gesund. Das Training läuft wieder normal. Ich kann sagen, dass ich wieder gut drauf bin. Dass der Jan jetzt da ist und wir gemeinsam trainieren können, hilft mir natürlich auch auf dem Weg zum Rennen. Dass wir uns gegenseitig motivieren und unterstützen können. Es ist schon einige Zeit her, dass ich die Marathonstrecke bestritten habe. Deswegen habe ich mir keine Ziele gesetzt. Aber wenn ich in der Situation bin, dass ich so lang wie möglich mit der Spitzengruppe mithalten kann und ein gutes Rennen abliefere, dann ist das für mich schon gut.“