Alle Menschen sollen schwimmen können und auch die Möglichkeit haben, es rasch, einfach und gratis zu lernen. Im österreichischen Regierungsprogramm 2020-2024 ist das im Passus Breitensport, Vereinssport und Freizeitsport auch so angedacht und verankert. Dass es funktionieren kann, und das sogar hervorragend, zeigt Ungarn mit einer eigenen Initiative, die mittlerweile in Europa Schule macht. Nachdem sich erste Pilotprogramme als erfolgreich erwiesen haben, nehmen aktuell fast 20.000 Kinder in 20 Gemeinden am staatlich geförderten Schwimmunterricht teil. Dieser umfasst in drei Jahren sagenhafte 108 Einheiten zu 45 Minuten für Kinder zwischen 5 und 8 Jahren.
OSV-Präsident Arno Pajek und OSV-Sportdirektor Walter Bär waren Montag auf Einladung des ungarischen Verbandes in Ödenburg (Sopron) zu Gast und konnten sich persönlich davon überzeugen. Die OSV-Spitze wurde dabei von einer hochrangigen ungarischen Delegation empfangen. Präsident Sándor Wladár war ebenso nach Sopron gekommen, wie Enik? Török (Leiter der Sportabteilung), Dávid Szántó (Internationaler Direktor), Péter Szájer (Projektleiter), Szabolcs Birkás (Marketingdirektor), Szabolcs Csiszár (stellvertretender Bürgermeister von Sopron) und auch Gergely Csurka (Presse Europäischer Schwimmverband LEN).
Die Führungskräfte des Ungarischen Schwimmverbandes und des Österreichischen Schwimmverbandes trafen sich in dem neuen Löver-Schwimmbad in Sopron, um an einer der lokalen Einheiten des staatlichen Schwimmprogramms teilzunehmen - und zu lernen. „Jedes Kind sollte Schwimmen können“, so Arno Pajek. „Was in Ungarn möglich ist, könnte vielleicht auch in Österreich funktionieren.“ In den kommenden Wochen soll es daher einen Termin des OSV mit dem Sportministerium geben, bei dem der Schwimmverband das Schwimmen-Lernen-Konzept in Österreich forcieren will und auch eine Ausbildungsschiene für Schwimmlehrer vorschlägt.
Das langfristige Ziel in Ungarn ist, dass in einigen Jahren alle Kindergarten- und Grundschulkinder Schwimmunterricht erhalten. Je mehr Gemeinden und Jugendliche teilnehmen, desto mehr Erfahrungen werden die Experten sammeln, um das Programm kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu optimieren. Das Programm ist mittlerweile so komplex, dass alleine in Ödenburg (Sopron) rund 1.500 Kinder mit drei eigens gebrandeten Bussen zu den Einheiten chauffiert werden, um ihnen diese Möglichkeit zu bieten.
OSV-Präsident Arno Pajek wurde vor rund einem Jahr ins LEN-Bureau gewählt und arbeitet mit seinen Vorstandskollegen an einem gesamteuropäischen Programm (learn to swim). Die Schwimmnation Ungarn geht da als bestes Beispiel voran: „Es ist schon erstaunlich, wo Ungarn bei der Umsetzung steht. Die LEN arbeitet intensiv an ähnlichen Projekten, aber kein Land hat bisher das Niveau Ungarns erreicht. Wir könnten in Österreich gut ausgebildete Ausbilder haben, aber das Programm würde an der Umsetzung scheitern, weil es derzeit niemand finanziert. Daher müssen wir uns gemeinsam mit den Dachverbänden bemühen, wenigstens an die Startlinie zu kommen.“
Schwimmen hat in Ungarn eine lange Tradition. Daher wird auch penibel an solchen Projekten gearbeitet. Mit großen internationalen Erfolgen: „Wir mussten neidvoll feststellen, dass die ungarische Regierung dem Schwimmunterricht für junge Menschen so viel Bedeutung beimisst, dass sie über solche Einrichtungen verfügt und dass der ungarische Verband die Erteilung von Ausbilderlizenzen bereits selbst in die Hand genommen hat. In Österreich gibt es auch eine Richtlinie, dass jeder schwimmen lernen soll, aber darüber sind wir leider nicht hinausgekommen. Mit den Erfahrungen, die wir hier gemacht haben, können wir gemeinsam mit den Entscheidungsträgern etwas bewegen.“